
Evangelischer Arbeitskreis und Arbeitskreis Sicherheitspolitik diskutierten über „Bundeswehr, Landesverteidigung und Militärseelsorge“
Mit großer Freude begrüßte der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) in der CDU Kiel Heinz Pries ein hochrangig besetztes Podium und einen großen und sehr interessierten Zuhörerkreis. Unter sachkundiger Moderation durch den stellvertretenden Vorsitzenden des EAK Kiel Herbert Kulbarsch sprachen der Chef des Stabes der Einsatzflottille 1, Kapitän zur See Peter Görg, der Standortpfarrer Kiel 1 Militärpfarrer Andreas Knabe und der Kreisvorsitzende der CDU Kiel und Bundestagsabgeordnete Thomas Stritzl über das Thema „Bundeswehr, Landesverteidigung und Militärseelsorge“ .
Peter Görg konnte berichten, dass er der Bundeswehr vor und nach der Teilung angehört und wies darauf hin, dass sich der verfassungsrechtliche Auftrag der Streitkräfte nach der Wiedervereinigung nicht geändert hätte. Nur der tägliche Einsatz sei in den letzten 25 Jahren ein anderer geworden. Musste die Bundeswehr vor der Wiedervereinigung im Bündnis eine militärische Auseinandersetzung mit den Ostblockstaaten gegenwärtig sein und zu vermeiden versuchen, so ist es jetzt Aufgabe der Streitkräfte während der Auslandseinsätze den Zerfall anderer Staaten und die Freiheit bedrohter Völker zu verhindern. Auch das Aussetzen der Wehrpflicht habe merklich in die Struktur der Streitkräfte eingegriffen. Der Nachwuchs sei ein ganz anderer als zu Zeiten der Wehrpflicht. Peter Görg vertrat aber die Ansicht, dass die Nachwuchsprobleme, mit denen die Bundeswehr zu kämpfen hat, auch bei Beibehaltung der Wehrpflicht ähnlich komplex wären. Der Chef des Stabes sah es ausgesprochen positiv, dass es in der Bundeswehr eine Militärseelsorge gäbe, die ausdrücklich nicht in die Hierarchie der Streitkräfte eingebunden sei. In vielfältiger Weise stünde die Militärseelsorge den Soldatinnen und Soldaten mit Rat und Hilfe zur Seite. So hätte die Militärseelsorge eindeutig vor anderen Einrichtungen einen Vorrang bei der Einschiffung, wenn schwimmende Verbände in einen Auslandseinsatz gingen und die „Kojenkapazität“ nicht reichen würde.
Andreas Knabe stellte sich kurz und knapp vor, in dem er darauf hinwies, dass er Zeit seines beruflichen Lebens Pfarrer sei und dies auch bleiben würde. Nur seine Gemeinde sei vor acht Jahren eine andere nämlich eine militärische geworden. Sehr deutlich wies er darauf hin, dass die Militärseelsorge von Anbeginn ihrer Tätigkeit Ökumene praktiziert. Seine Gesprächspartner kämen aus allen Konfessionen und selbst Andersgläubige und Nichtgläubige suchten in Notsituationen Hilfe beim Pfarrer. Durch das Aussetzen der Wehrpflicht ist die Bundeswehr eine andere nämlich eine säkularere geworden. Die Säkularisierung hätte aber nicht dazu geführt, die Militärseelsorge an sich in Frage zu stellen. Als segensreich bezeichnete es der Standortpfarrer, dass er während seiner Tätigkeit nicht in die militärische Hierarchie eingebunden sei und ihm ein unmittelbares Vortragsrecht zusteht. Dank dieser klugen Entscheidung hätten die Soldatinnen und Soldaten die Gewissheit, dass ein Mensch für sie etwas tun kann, der nicht befürchten muss Nachteile aus seinem Handeln zu bekommen.
Thomas Stritzl begrüßte die Idee des EAK, sich mit der Militärseelsorge zu befassen. Schon während seiner Wehrdienstzeit hätte der es als hilfreich empfunden, dass es in seiner Einheit einen Standortpfarrer gab. Dank vieler Gespräche mit Soldatinnen und Soldaten, die jetzt bei der Bundeswehr dienen, sei er davon überzeugt, dass die Militärseelsorge notwendiger denn je sei. Stritzl kam denn auf die aktuelle sicherheitspolitische Lage zu sprechen. Noch bis vor zwei Jahren konnte man davon ausgehen, dass in Europa ein dauerhafter Frieden sicher sei. Diese Annahme hätte sich durch das Handeln von Wladimir Putin als Trugschluss erwiesen. Kritisch setzte er sich mit den „Putinverstehern“ auseinander, die der Meinung wären, Putin würde sich durch die NATO bedroht fühlen. Dies sei ein Märchen, das auch durch ständiges Wiederholen nicht wahrer würde. Die neue Lage muss für die deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik Folgen haben. Aus seiner Sicht hat die Bundesregierung auch den richtigen Schluss gezogen, in dem sie den Verteidigungshaushalt merklich verstärken wird. Als unrealistisch bezeichnete der Abgeordnete aber den Wunsch aus der Politik und aus der interessierten Öffentlichkeit, den Verteidigungshaushalt auf 2% des Bruttosozialprodukts anzuheben. Die Wehrpflicht auszusetzen bezeichnete der Abgeordnete als große politische Fehlentscheidung, die wohl nie wieder korrigiert werden wird. Auch den Wunsch aus dem Publikum, an Stelle der allgemeinen Wehrpflicht eine allgemeine Dienstpflicht auch für Frauen ein zuführen, wies Thomas Stritzl als unrealistisch zurück. Dafür gäbe es nirgendwo eine politische Mehrheit.
Text Heinz Pries, EAK Kiel
Bild Bernd Carstensen, Büro Stritzl
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