EAK Kiel: Bischof Dr. Dr. Hans Christian Knuth:„Ich bin ein Lutherverehrer“

20.05.2017

Ein schönes Bekenntnis vor dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU Kiel

Luther und die Reformation sind im 500. Jahr dieses großen Ereignisses  „in aller Munde“. Und so beschloss auch der Kieler Evangelische Arbeitskreis dieses Thema  zum Gegenstand eines Informationsabends im Jubiläumsjahr 2017 zu machen. Und wer eignete sich mehr als Referent den Abend zu gestalten? Der Bischof  i.R. und  Lutherexperte Dr. Dr. Hans Christian Knuth.
In Vertretung für den erkrankten Kreisvorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises begrüßte sein Stellvertreter Herbert Kulbarsch eine große Anzahl von Gästen aus der Partei aber auch aus der interessierten Öffentlichkeit.  Kulbarsch zeigte sich hocherfreut, dass mit Hans Christian Knuth ein ausgewiesener Lutherfachmann den Abend seine Prägung zu geben. Der Bischof hatte seinen Vortrag  unter das  Leitwort: „Luther provoziert die Moderne – Die bleibende Aktualität der 95 Thesen“ gestellt.
Der Referent überraschte seine Zuhörer mit dem Bekenntnis, dass er gar nicht so sehr ein Lutherfachmann aber  eher ein Lutherverehrer sei. Und dieses Bekenntnis zog sich wie ein roter Faden durch den Vortrag und der anschließenden  Diskussion. Die Zeit vor 500 Jahren war schwierig. Kirche und Staat waren noch nicht getrennt, Bischof zu werden war eine kostspielige Angelegenheit und  Rom brauchte viel Geld, nicht nur für den Bau des Petersdoms sondern auch um  dem römischen Klerus und insbesondere  dem Papst Leo X ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Martin Luther hatte erkannt, dass der Ablasshandel und die dadurch versprochene  befreiende Wirkung von den Sünden  und die Erlösung aus dem Fegefeuer ein frevelhafter Trugschluss sei. Eine Befreiung von den Sünden sei nur zu erreichen,  wenn der sündige Mensch seine Missetaten vor Gott bekennt und um Vergebung bittet. Könnte sich die Sünder freikaufen, so wäre der Kreuzestod Jesu Christi sinnlos gewesen. Bischof Knuth schilderte auch die unterschiedlichen kirchlichen Ordnungen der katholischen und der evangelischen Kirche. Während in der katholischen Kirche alle Macht von Rom ausgeht lebt die evangelische Kirche von der Überzeugung, dass  jeder Christ durch die Taufe  berufen ist, für die Kirche durch Wort und Tat zu wirken. Jeder evangelische Christ hat seinen Anteil an den kirchlichen Besitztümern und lebt in der Überzeugung, dass alles christliche Handeln allein durch Christus (solo christo) bestimmt wird.
Die Frage, die ein Diskussionsteilnehmer nach dem Fegefeuer stellte, beantwortete  Knuth so, dass es weder in der Heiligen Schrift noch sonst wo einen Hinweis auf das Fegefeuer gäbe. Interessant waren die Ausführungen  des Bischofs zur Frage eines anderen Diskutanten nach den „guten Werken“. Knuth bestätigte ausdrücklich, dass auch Luther ein Verfechter der guten Werke gewesen  sei, die sich ja allein schon  durch die Nächstenliebe begründet. Der Reformator hat immer die Meinung vertreten, dass der Besitzende  seinem  Umfeld mit den Gütern des täglichen Bedarfs versorgen sollte, bevor er sein Vermögen nach Rom gab  und dort nur unnütz verbraucht wurde.
Nach fast zwei Stunden angeregter  und humorvoller Information dankte Herbert Kulbarsch dem Referenten für seine inhaltsreichen Ausführungen und überreichte ihm eine Flasche mit hoffentlich gutem Inhalt.

Text und Bilder Heinz Pries