EAK Kiel: Dr. Heinz Zimmermann-Stock: „Die Deutschen leben christlich“

30.11.2017

Eindrucksvolles Referat zur Frage ‚Wie christlich ist die CDU‘ beim Evangelischen Arbeitskreis im CDU-Kreisverband Kiel

Die Frage, wie christlich die Christliche Demokratische Union ist, traf auf ein großes Interesse bei den Mitgliedern des Kieler Evangelischen Arbeitskreises. Selten war der Zuspruch zu einer Informationsveranstaltung so groß. 

Dr. Heinz Zimmermann-Stock, der aus seiner Tätigkeit als Gemeindepastor, als Kommunalpolitiker und als Militärseelsorger in Kiel,  kein Unbekannter  ist, spannte in seinem Referat einen weiten historischen Bogen  von Dr. Martin Luther, der vor 500 Jahren den wesentlichen Anstoß zur Reformation gab, bis zu Dr. Angela Merkel, die jetzt als Bundeskanzlerin auf ihre Art Führungsverantwortung in Deutschland und Europa trägt. Luthers Lehre von den zwei Reichen sei ein wichtiger  Beitrag zum heutigen Verhältnis  von Kirchen und Staat. Nach Luther stehen wir mit unseren Gewissensentscheidungen vor Gott und sind nicht Untertan den Mächtigen dieser Welt, in der Liebe aber sind wir der Welt verpflichtet und jedermann untertan. Diese Lehre hat das Politikverständnis bis in die Gegenwart hinein nachhaltig geprägt. Als Theologe verwies der Referent aber auch auf die Bibel. Durch das Alte Testament bekamen wir die 10 Gebote  und   durch das Neue Testament erfuhren wir über die Bergpredigt, wie Jesus sich die Gestaltung eines christlichen Lebens vorstellt.

Heinz Zimmermann-Stock hielt sich aber auch nicht mit Kritik an seiner Kirche und  auch an seiner Partei zurück. Zum Beispiel hätte er es sich sehr gewünscht, wenn  die evangelische Kirche sich mehr für den Erhalt des Bußtages als Feiertag eingesetzt und bei der Aktion zur Einführung des Gottesbezuges in die Landesverfassung des Landes Schleswig-Holstein mehr Einsatz gezeigt hätte. Von der CDU würde er sich manchmal ein offeneres und entschiedeneres Eintreten für die christlichen Grundwerte wünschen. In diesem Zusammenhang sprach er die Hoffnung aus, dass die schleswig-holsteinische CDU  sich engagiert für die Einführung des Reformationstages als neuen gesetzlichen Feiertag einsetzen möge.

Vom starken Lob waren die Ausführungen des Referenten geprägt, als er auf die über 70jährige Geschichte der CDU und der CSU zu sprechen kam. Es war ausgesprochen segensreich, so Zimmermann-Stock, dass es dem bürgerlichen Lager nach dem Krieg gelang, eine christliche Partei zu gründen, die es Frauen und Männern beider Konfessionen ermöglichte, miteinander die Bundesrepublik aufzubauen und dabei ihre konfessionellen Berührungsängste überwanden. Das war bewundernswert, da in manchen kirchlichen Kreisen und Organisationen bis weit in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts der kalte Krieg zwischen Katholiken und Protestanten angehalten hat.

Unter Hinweis auf das jüngste Grundsatzprogramm der CDU aus dem Jahre 2007 und der ständigen Übung, Bundes-, Landes- und viele Kreisparteitage mit einem ökumenischen Gottesdienst zu beginnen, unterstrich der Referent den christlichen  Charakter der CDU/CSU. Aber nicht nur in schriftlichen Deklarationen und tradierten Übungen sondern auch in der  praktischen Politik wird deutlich, dass sich die verantwortlichen Politiker ihrer christlichen Verantwortung durchaus bewusst seien. So zitierte Zimmermann-Stock die Bundeskanzlerin, die, sorgenvoll angesprochen auf die zunehmende Zahl der Muslime in Deutschland, antwortete: „Wer Angst vor zu viel Moscheen hat, der sollte mal häufiger selbst in die Kirche gehen“.
Auch ist der Einsatz von Volker Kauder für bedrohte christliche Kirchen in der Diaspora  eine  starke Ausprägung seiner christlichen Verantwortung. Zu nennen wären aber auch die Bundesminister Gerd Müller (wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und Christian Schmidt (Ernährung und Landwirtschaft), die im Rahmen der Entwicklungs- oder Landwirtschaftspolitik durch „Nächstenliebe“ für Nachhaltigkeit werben.

In der munteren Diskussion ging es um den Familiennachzug von anerkannten Asylanten oder um das Kirchenasyl für von Ausweisung bedrohte Schutzbedürftige oder auch um die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft. Zimmermann-Stock bekannte sich zum Familiennachzug unter Verweis auf den christlichen Wert der Nächstenliebe als auch auf  einen Hinweis auf unser Grundgesetz, dass Ehe und Familie unter den besonderen Schutz des Staates stellt. Kritisch äußerte er sich zum Kirchenasyl, bewunderte aber dennoch den Mut der Pastorinnen, Pastoren und Kirchenvorstände, die durch vorrübergehende Aufnahme eines Hilfesuchenden ein hohes persönliches Risiko eingehen und auch ihren privaten Lebensraum einschränken. Hinsichtlich der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft vertrat der Referent die Ansicht, dass auch die CDU mit der Zeit gehen und sich den geänderten Lebenswirklichkeiten anpassen müsste. Für ihn sei es ein Zeichen der Toleranz, denn der herkömmlichen Ehe würde durch die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft  nichts genommen  sondern einer Minderheit würde etwas gegeben. Damit wurde ein Beitrag zum sozialen Frieden in unserem Land geleistet.

Text: Heinz Pries      Bilder: Herbert Kulbarsch