Evangelischer Arbeitskreis: „350 Jahre theologische Fakultät der CAU"

14.11.2016

Engagierter Vortrag und lebhafte Aussprache zu einem wichtigen  Thema

 

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Wenn auch ein wenig spät, war die Veranstaltung nicht uninteressant. Der Evangelische Arbeitskreis im CDU-Kreisverband Kiel hatte den ehemaligen Dekan der theologischen Fakultät, Professor Markus Saur,  eingeladen, um über 350 Jahre Universitätsgeschichte und über den heutigen Auftrag der Fakultät zu berichten. Und um das Ergebnis vorweg zu nehmen: wer gekommen war, erlebte zwei lehrreiche Stunden und wer nicht da war, hatte etwas versäumt.

Lebhaft und informativ ging Professor Saur auf die wechselvolle Geschichte der Fakultät ein. So konnte er darauf hinweisen, dass die Gründung der Fakultät mit dem Beginn der Reformation in Schleswig-Holstein  zusammen fiel. Als ihren Auftrag sah es die Fakultät an – so ist es auch im Fakultätssiegel nachzulesen – die (Heilige) Schrift zu untersuchen. Neben der Untersuchung der Heiligen Schrift sah sich die Fakultät auch veranlasst, die Schriften Martin Luthers und seiner reformatorischen Partner näher zu betrachten. Im Bereich der Lehre gehörte und gehört es zum Auftrag, die Pastorinnen und Pastoren zur eigenverantwortlichen Auslegung des Predigttextes in den Ursprungssprachen zu befähigen. Erfolgreich nahm die Fakultät in all den Jahren ihrer Existenz eine vermittelnde Position zwischen den Flügeln der protestantischen Kirche ein. Sehr ausführlich und selbstkritisch setzte sich der Referent mit der unseligen NS-Zeit auseinander. Durch Anordnung des damaligen Erziehungsministeriums wurden im Jahre 1935 alle Lehrkräfte ausgetauscht und die gesamte Universität, die die Universität des Nordens werden sollte, bekam einen der NS-Ideologie folgenden Lehrauftrag. Bis in die Mitte der 50er-Jahre des vorherigen Jahrhunderts wirkte sich diese negative Personalstruktur auf das Universitätsleben aus. So manche Berufung kam gar nicht zustande oder Lehrkräfte, die in Kiel ihren Dienst antraten, wechselten ganz schnell zu einer anderen Hochschule.

Derzeit studieren in Kiel etwa 500 Studentinnen und Studenten, die sich auf das Amt einer Pastorin oder eines Pastors beziehungsweise eines Religionslehrers oder einer Religionslehrerin vorbereiten. Mit 10 Professorenstellen und einer großen Anzahl von wissenschaftlichen Mitarbeitern ist die Fakultät personell gut ausgestattet. In Kiel können Lernende in einem Studiengang, der sich mit Religion und Ethik befasst, auch den wissenschaftlichen Grad eines Masters erlangen.

In der lebhaften Diskussion wurde unter anderem darüber diskutiert, woran es dann läge, dass so viele Menschen die Kirche verlassen oder ob der Religionsunterricht an unseren allgemeinbildenden Schulen noch zeitgemäß vermittelt wird. Die Frage nach der weiteren Trennung oder der Vereinigung der großen christlichen Kirchen wurde von Professor Saur sehr deutlich dahingehend beantwortet, dass sich nicht nur die evangelische Kirche, sondern auch die katholische Kirche bewegen müsste. Der evangelische Theologe sah nicht, dass „Rom“ seinen Standpunkt zum Abendmahl oder zur Frauenordination ändern  oder gar aufgeben würde.

Text: Heinz Pries, Vorsitzender Evangelischer Arbeitskreis Kiel