Vor übervollem Sitzungsraum in der Hermann Ehlers Akademie referierte Herr Gruszczynski am 15.11. zum Thema Traditionelle Werte als Entwicklungsbremse in Afrika – Wie Subsahara die Sackgasse verlassen kann.
Er stellte dem interessierten Publikum dar, dass der „schwarze Kontinent“ voll ist mit Menschen, die hungrig sind nach Bildung, Arbeit und Aufschwung.
Dass er gleichzeitig aber auch voll ist mit korrupten Eliten, die sich lieber selbst bereichern, als eine für ihr Volk förderliche Politik zu gestalten.
Um die afrikanische Seele vorzustellen, benannte er die afrikanische Lebensweise wie folgt: Praktizierte Menschlichkeit, Solidarität, Gemeinsinn, Vergebung, Spiritualität über Materiellem, Respekt vor der Natur, Vielzahl von Kindern ist wichtig, weil die Ahnen in den Nachfahren weiterleben.
Gemeinschaft ist DER bestimmende Wert in ganz Afrika, der Einzelne funktioniert als Teil der Gesellschaft. Deswegen überweisen afrikanische Flüchtlinge auch erhebliche Summen zurück – mehr, als Entwicklungshilfe nach Afrika kommt.
Sprichwort: „Dein Bruder ist Dein Bruder, selbst wenn er stinkt“
Daraus ergibt sich ein enormes Ausmaß der Vetternwirtschaft – und wer auch nur zu geringem Wohlstand kommt, ist gezwungen, mit der Gemeinschaft zu teilen, was wiederum die Entstehung eines Mittelstandes verhindert.
Wer nicht zur Gemeinschaft gehört, wird ausgegrenzt, es herrscht enormer Rassismus, sowohl gegen andere Ethnien als auch gegen Fremde, die aus einer „anderen Welt kommen“.
Leider ist Korruption tief im System etabliert, da es sehr viele Nutznießer gibt: Westliche NGO's sehen weg, weil sie ihre Spender nicht verlieren wollen, westliche Entwicklungsgelder landen einerseits in den Taschen der Eliten, werden aber auch dringend benötigt, um die Entwicklungshelfer der westlichen Welt und ihre Familien zu finanzieren. 70.000 Menschen in Deutschland leben sehr gut von Entwicklungshilfe. Keiner hat ein Interesse daran, dieses System zu verändern.
Herr Gruszczynski spricht sich deswegen – im Einklang mit dem Bonner Aufbruch für ein Ende der
zuwendungsbasierten Entwicklungshilfe aus. Die Afrikaner selber sagen: „Schickt kein Geld, das befeuert nur die Korruption und hat Afrika zu einem Kontinent von Bettlern gemacht.“
Je mehr Geld aus dem Ausland kommt, desto weniger sind Regierungen auf Steuergelder angewiesen, desto weniger sind sie auf ihre Völker angewiesen, desto weniger haben sie ein Interesse daran, die heimische Wirtschaft zu stärken. Eigeninitiative wird erstickt und Korruption befeuert. Den Ländern, denen am meisten geholfen wurde, geht es heute am schlechtesten.
Es gibt zwei Gegenbeispiele: Botswana und Ruanda nehmen seit dem Jahr 2000 keine Entwicklungshilfe mehr an. Die Geburtenrate ist stark zurückgegangen, das Pro Kopf Einkommen stark gestiegen, nahezu 100 aller Kinder besuchen die Schule von denen ca. 1/3 die Hochschulreife erreicht und es gibt weniger Korruption als in Italien und Spanien.
Kredite können auf dem Weltmarkt beschafft und bedient werden.
Herr Gruszczynski fordert, dass die Initiative zum Abbau von Entwicklungshilfe von den Geberländern aus gehen muss. MIT der Entwicklungshilfe werden die Probleme genährt, die sie eigentlich beseitigen soll.
Der EAK Kiel wird sich in einer seiner kommenden Sitzungen weiter mit dem Thema beschäftigen.
Text: Katharina Bardenhewer Bilder Herbert Kulbarsch
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